Was war sammeln? Politische Epistemologie einer wissenschaftlichen Praxis
Sammeln hat eine politische Geschichte – das ist spätestens seit den Debatten der letzten Jahre auch in der Öffentlichkeit angekommen. Insbesondere die Geschichte ethnologischer und anthropologischer Sammlungen und Museen stand dabei im Fokus wissenschaftlicher und politischer Diskussionen. Dass auch Naturkundemuseen eine politische Geschichte des Sammelns haben, ist allerdings vergleichsweise selten thematisiert worden. Am Beispiel einer zentralen kolonialen naturkundlichen Sammlungsunternehmung – der sogenannten Tendaguru-Expedition, deren berühmteste Ergebnisse die jurassischen Dinosaurier im Museum für Naturkunde Berlin sind – gehen wir der Frage nach, was „Sammeln“ im kolonialen Kontext war. Das führt zu weiteren Fragen danach, wie sich einerseits die Sammlungsgeschichte selbst, andererseits der Umgang von insbesondere Naturkundemuseen mit ihren kolonialen Sammlungen verändert hat.
Das Seminar bewegt sich zwischen Archiv, Museumsraum und Lektüre hin und her, um auf diese Weise unseren eigenen Blick und die Leerstellen des Archivs und der Museumspräsentation hinterfragen und erkennen zu können. Wir werden uns mit kolonialer Gewalt, mit Sammeln, Museen und Rassismus, mit transdisziplinären Sammelpraktiken, mit dem Genre des Reiseberichts und kolonialen Bildpraktiken auseinandersetzen, um uns durch diese unterschiedlichen Perspektiven einer politischen Epistemologie des „Sammelns“ anzunähern.
Literatur:
te Heesen, Anke und Emma C. Spary, eds. Sammeln als Wissen. Das Sammeln und seine wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung. München, 2001.
Heumann, Ina, Holger Stoecker, Marco Tamborini, Mareike Vennen. Dinosaurierfragmente. Zur Geschichte einer Expedition und ihrer Objekte, 1906-2018. Göttingen: Wallstein Verlag, 2018.
LV-Nr.: 3131 L 112
Vorbesprechung: Do. 10-12 Uhr, 20.04.23
Termine: Do. 10-14 Uhr 27.04.-01.06.23, Do. 10-12 Uhr, 08.06.23
Raum: H 6124
Das Seminar findet abwechselnd an der Technischen Universität Berlin und im Museum für Naturkunde Berlin statt.
Beginn: 20.04.2023 in H 6124
Maximale Teilnehmerzahl: 15, bitte über ISIS anmelden